Geschichte
Hintergründe und Geschichtliches zum Jenaer Normannenhaus
Zeitleiste
1843
Gründung der Normannia
Die älteste Turnerschaft der Welt gründete sich aus dem Pharmazeutisch-Naturwissenschaftlichen Verein in Jena.
1897 – 1898
Erbauung
Das Normannenhaus wurde unter der Leitung des Architekten Georg Ludwig Freed erbaut und am 30.07.1898 eingeweiht.
1945
Konfiszion
Laut Befehl der sowjetischen Militäradministration wurden alle Verbindungshäuser konfisziert.
1947
Umbauten
Es erfolgten Umbauten durch die Universitätsbauleitung, darunter das Zumauern der Süd- und Nordfenster, das Entfernen bauplastischer Embleme, sowie diverse Grundrissänderungen.
1992
Schließung
1996
Privatisierung
Das Haus wurde teilsaniert und als Gaststätte genutzt.
2005
Eintragung als Denkmal
2015
Eigentümerwechsel
Beginn einer umfassenden Sanierung anhand der Originalpläne des Architekten Freed einschließlich der Wiederherstellung der Süd- und Nordfenster.
2018 – Heute
In neuem Gewand
Heute erstrahlt das Normennenhaus dank umfangreicher Restaurierungen & Modernisierungen in neuem Charme. Perfekt für jede Veranstaltung von romantischer Hochzeit bis zum digitalen Firmenevent.
Wer war die Turnerschaft Normannia?
Sie gründet sich aus dem Pharmazeutisch-Naturwissenschaftlichen Verein in Jena, der ältesten Turnerschaft der Welt, die 1843 gegründet wurde. Diese wurde 1883 umbenannt in Pharmazia und 1885 in die Turnerschaft Normannia im Vertreter-Convent. Der Vertreter-Convent (VC) war ein Korporationsverband pflichtschlagender und farbentragender Studentenverbindungen. Er war der Dachverband der akademischen Turnerschaften an deutschen Hochschulen und umfasste zeitweilig über 80 Mitgliedsverbindungen an fast allen deutschen Universitäten. Die Farben der Turnerschaft Normannia war himmelblau – gold- rot.
Sie darf nicht mit der Burschenschaft Normannia Jena verwechselt werden.
Das Haus
Das Normannenhaus wurde 1897 – 1898 unter der Leitung des Architekten Georg Ludwig Freed erbaut.
Nach 10 jähriger Vorbereitungszeit und Gründung eines Hausbaufonds konnte zum 54. Gründungsjubiläum der Grundstein gelegt werden und zum 55. Stiftungsfest am 30.07.1898 die Einweihung gefeiert werden.
Man kann es als gemeinsames Werk der Aktiven und der Alten Herren der Normannen bezeichnen.
Der Bau zitierte in Kubatur, Materialauswahl und Detailausführung romanischen Burgen- und Kirchenbau mit
- zinnenbekrönter Traufe und Einfriedung
- Rosetten- und Rundbogenfenstern und Säulen mit Würfelkapitellen
- mit Kalkstein, profilierte Hölzer und schmiedeeiserne Beschläge.
Im Erdgeschoss befand sich das Kneipzimmer für 44 Personen, das im Bedarfsfall vergrößert werden konnte, im Obergeschoss der Festsaal für über 100 Personen und im Kellergeschoss eine Hausmeisterwohnung.
- 1945 wurden laut Befehl der sowjetischen Militäradministration alle Verbindungshäuser konfisziert.
- 1947 erfolgten Umbauten durch Universitätsbauleitung, darunter das Zumauern der Südfenster im oberen Saal, das Entfernen bauplastischer Embleme mit Bezug zur früheren Nutzung und diverse Grundrissänderungen.
Danach erfolgte die Nutzung durch die Christengemeinschaft, als Kindergarten, dem Institut für Dialektischen Materialismus, als Jugendclubhaus „Magnus Poser“ und als Probestelle der Jenaer Philharmonie.
- 1992 wurde das Haus geschlossen.
- 1996 privatisiert und saniert als Gaststätte.
- 2005 erfolgte die Eintragung in Denkmalliste.
Der Architekt Georg Ludwig Freed
Geboren am 26.11.1858 Worms, besucht er 1865 – 1875 Realschule Worms; nimmt 1875 Privatunterricht der höheren Mathematik und Sprachen, studiert acht Semester als ordentlicher Student der Bauschule an der TH Darmstadt. Belegung auch der für den Staatsdienst vorgeschriebenen Fächer.
1879 Schlussprüfung zusammen mit den Staatsdienst-Aspiranten, diverse Großbaustellen in Deutschland.
Ab März 1888 längere Studienreise Italien, ab Herbst 1888 in Worms z.T. mit Bearbeitung seiner Studien, teils mit Konkurrenzarbeiten beschäftigt, ab Sommer 1889 im Dienst der Stadt Mannheim (Projektierung und Leitung des Neubaues der Oberrealschule an der Ringstraße; Monumentalbau mit schwierigen Gründungsverhältnissen). Seit Sommer 1893 war er dort als Privat-Architekt tätig.
1914 bis 1918 Tätigkeit als Reserveoffizier im Einsatz bei der Postüberwachungsstelle Lörrach. Ab 1918 wieder in Worms als „Privatmann“, Wollstr. 28 im elterlichen Haus mit seiner Schwester Barbara. Freed starb am 14.2.1936.
Im Wege der Bildung einer testamentarisch verfügten Stiftung an die Stadt Worms hat Georg Ludwig Freed und seine Schwester Barbara dem damaligen Museum bzw. den städtischen Kulturinstituten Unterlagen vermacht, die im Jahre 1942 von Städtischen Museum übernommen wurden.
Das Material der „Stiftung Freed“ umfasst persönliche Briefe, Postkarten und Papiere, Tagebücher, Dokumente sowie handwerklich-künstlerische und familiengeschichtliche Unterlagen in großer Breite (v.a. ca. 1850 bis 1935). Einen großen Teil nimmt der eigentliche Architektennachlass Freed ein (zahlreiche Entwürfe, Zeichnungen, Karten, Pläne, Zeitungen u.a.), dessen zeitlicher Schwerpunkt in seinen Mannheimer Jahren zwischen 1889 – 93 und 1914 liegt.
Die Pläne des Normannenhaus kann man vollständig nachverfolgen. Besonders interessant sind die Mustertapeten (u.a. Lincrusta, Original), die für den Flur verwendet wurden, sowie Späne von der Originaltreppe, die sich bei den Plänen befinden.
Eine Auswahl der in Fülle vorhandenen Unterladen und Detailzeichnungen:
- Detail zum Balkongeländer Ostseite,
- Zinkprofile der Flaggenstange im Vorgarten
- Details für den herausnehmbaren Glasverschlag zwischen den beiden Kneipzimmern
- Oberer Abschluss der Lichtschlitze am Turmkopf
- Details zur Bleiverglasung in der Glaswand zwischen den beiden Kneipzimmern.
Weiterführende Links
- Das Normannenhaus zu Jena (Wikipedia)
- Georg Ludwig Freed (Wikipedia)
Historische Aufnahmen
Ein Querschnitt historischer Aufnahmen und Postkarten aus dem schon über 100-jährigen Bestehen des Jenaer Normannenhauses.
Ausgiebige Informationen zur Geschichte des Hauses finden sie auf der Unterseite Geschichte oder auf Wikipedia.
Historische Grußkarte vom Normannenhaus
Historische Grußkarte vom Normannenhaus
Zur Eröffnungsfeier
Kurz nach der Eröffnung des Normannenhauses gegen 1898
Historischer Großer Saal
Wappen der Normannia
Mehr Informationen finden Sie auf unserer Geschichtsseite.
Der Architekt Georg Ludwig Freed
Mehr Informationen zu Freed finden Sei auf seinem Wikipedia-Eintrag.